5. - 9. Juni 2019 FINALE!

 
 
 
5. bis 9. Juni 2019, iRRland, Bergmannstraße 8, München
 

FINALE – Die letzten iRRland Kunstfestspiele

 

FINALEWir müssen hier raus! Nach knapp 8 Jahren scheinen die Tage des iRRland gezählt. Das iRRland ist - kollektiv betrieben und bespielt - Kunstraum, Proberaum, Atelier, Ausstellungsraum, Vorführraum, Werkstatt, Büro, Gemüseverteilort, Hackerspace, Lager, Freiraum. Ein Raum der künstlerischen Entfaltung jenseits kommerzieller Verwertung. Doch dem Fressen und Gefressenwerden der Immobilienwirtschaft kann sich auch das iRRland nicht entziehen: Das Haus wurde verkauft, und uns wurde gekündigt! Auch wenn wir noch Hoffnung auf Ersatzräume haben: Mit jedem Ort, der dem Diktat der Profitmaximierung weichen muss, wird Münchens Kulturlandschaft wieder ein Stück ärmer.
 
Doch wir gehen nicht ohne die künstlerische Vielfalt der letzten Jahre noch einmal zu zelebrieren: Mit den ersten und letzten iRRland-Kunstfestspielen! An fünf Tagen geben Ausstellungen, Lesungen, Filmvorführungen und Konzerte einen kleinen Einblick in die künstlerischen Welten, die im iRRland ein Zuhause fanden. FINALE ist Weinen und Wut, Zelebration und Zeigefinger, Prost und Protest!
 
München braucht mehr Freiräume für unkommerzielle Kunst und Kultur! Die Stadt ist für alle da!
 
 
 
 
 
 
 
Das Programm von FINALE:
 
 
 

Ausstellungen

Max. 10 Ct - Flyerausstellung des dept. of volxvergnuegen

Das department of volxvergnuegen war über viele Jahre weit über die Stadt hinaus bekannt für die "Flyer" seiner Veranstaltungen, die stets mehr waren als bloße Terminankündigungen. Von eingeschweißten Toastbroten über mit Zaubertinte geschriebene Nachrichten bis zu Blumentöpfen, aus denen bis zur Veranstaltung eine kleine Sonnenblume spross: Die Freude und Energie, jenseits von Prestige- und Kommerzdenken etwas Gemeinsames zu schaffen, spiegelte sich in den kleinen Kunstwerken wider. Für die Produktion galt der Richtwert von 10 Cent pro Flyer, was zwar nicht immer, aber meist eingehalten wurde - zum Beispiel beim Erwerb von 500 Aktien der Lehman Brothers, die zum Kaufzeitpunkt 9 Cent kosteten. Zum Ende des iRRlands präsentieren wir eine kleine Auswahl der berühmten "Flyer". 

 

Jenny Dam, Zeichnungen aus der Reihe "Zustände – Dessins automatiques" 

Jenny Dams Zeichnungen in der Technik des Automatischen Schreibens entwickeln sich, vom ersten gesetzten Strich an, automatisch zu einer Szene – zu freien Assoziationen auf Papier. Vom schwarzen Humor ihres Unbewussten ist sie oft selbst positiv überrascht. 

 

Carolin Wenzel, Polaroid/Skizzenbuch

In ihren kulissenhaften Installationen greift Carolin Wenzel die Poesie von Tankstellen, Motelzimmern, Hausschreinen und anderen Orten der Durchreise auf. Die Eindrücke verschiedener Reisen sammelt sie in analogen und digitalen Skizzenbüchern.

 

Sigi Wiedemann, "SETZ DICH HIN, KOMM MAL RUNTER!", Sitzmöglichkeitensammelsurium, Fotografien

"Setz Dich doch mal hin, entspann Dich, komm mal runter." In Georgien fiel mir 2017 auf, dass es an fast jeder Ecke möglich und bei den hohen Temperaturen auch nötig ist, sich einen erholsamen Schattenplatz zu suchen, einen Ort für eine Auszeit, Zeit zur Reflexion, Ideen, Inspiration, einen Austausch miteinander, etwas "Leben". Man kann die Sitzmöglichkeiten mit dem iRRland vergleichen.

 
 
 

 

Mittwoch, den 5.6.19

 
19 Uhr
 
* Eröffnung der Ausstellungen des department of volxvergnuegen, von Jenny Dam, Carolin Wenzel und Sigi Wiedemann: Vernissage in Anwesenheit der Künstler*innen
 
* Live-Performance/Lesung: Max "Flamingo" Schäffer
Der Schauspieler und Autor („COCKGRINDER“, „Der Gacklbruada vo Ingolstadt“) liest Prosa und Zeitungsartikel aus drei Jahren Weltverachtung
 
* sanftes Auflegen durch dept. of volxvergnuegen-DJs El Presidente und Martin Horn, gediegene Konversation
 
 
 

Donnerstag, den 6.6.19

 
ab 15 Uhr
 
während der Ausstellung läuft das Hörspiel "Biertel vor drei – ein Suffgespräch über Kunstproduktion in München (nachgesprochen von unseren Müttern)" von Martin Krejci, Thomas Glatz, Sigi Wiedemann, Florian a. Betz, Florian Schenkel, Musik von Christian Nothaft.
 
 
19 Uhr
 
* institut für leistungsabfall und kontemplation "Elektrosmog" - Martin Krejci verstrickt sich während des Konzerts live in 100 km (!) lange Kabel.
 
* West.End. Lecture-Performance von Carolin Wenzel - "Der schaut eher so aus wie einer von wo, wo es 'out' ist."
 

 

Freitag, den 7.6.19

 
ab 15 Uhr 
 
ab nachmittags in der Ausstellung zu hören: "Eckermann-Gespräche mit Goethe" (Hörspiel von Florian Schenkel und Thomas Glatz streng nach dem Originaltext, Dauer ca. 5 Std). 
 
 
19 Uhr

 

* Performance: Florian Schenkel inszeniert die Gespräche von Eckermann und Goethe als Kasperle-Theaterstück
 
* Filmvorführung zum Flaschenbier: „Andere Gärten – Das ABC des Florian Schenkel“. Ein Münchner im Berliner Exil – eine Passionsgeschichte in 26 Buchstaben und drei Umlauten. Wer ist dieser Florian Schenkel? Der halbstündige Experimentalfilm (2015) von Moritz Liewerscheidt, Thomas Glatz und Florian Schenkel ist ein intimes Anti-Portrait des Münchner Künstlers, aber auch ein witziger, ungewöhnlicher und dichter Berlinfilm. Ein assoziativer Parforceritt zwischen Späti und Hasenheide.
 
 

Samstag, den 8.6.19

 
ab 15 Uhr Ausstellung
 
19 Uhr
 
* Thomas Glatz zeigt Poesie-Filme und liest einige seiner eigenen Texte 
 
* Hans Atom liest aus seinem Gedichtband "Von Kindern, Tieren und anderen Grausamkeiten"
 
* Moritz Liewerscheidt: „Im toten Park“ (Lyrikfilm)
Eine Annäherung an eine ferngerückte Epoche: Ausgehend von der Einzelbiographie eines Lyrikers in der westdeutschen Provinz erzählt der Filmzyklus „Im toten Park“ eine kleine Kulturgeschichte der alten Bundesrepublik. Den Soundtrack steuerten Julian Flemming und ZOUL vom Noise-Label Econore bei. „Im toten Park" besteht aus mehreren Kurzfilmen, von denen einige im iRRland präsentiert werden.
 
* Im Anschluss liest Dieter Liewerscheidt liest aus seinem neuen Gedichtband „Es läuft doch alles. Gedichte 1964-2019“, auf dem die Filmreihe „Im toten Park“ basiert. Liewerscheidts Gedichtband ist im Mai 2019 im Berliner XS-Verlag erschienen und wird im iRRland erstmals präsentiert. 
 
 

Sonntag, den 9.6.19

 

12 Uhr 

 

Finissage/Ausklang, musikalisch begleitet durch Steffen Müller auf dem Kontrabass

 

 

 

Carolin Wenzel, geb. 1982, München, studierte an der Kunstakademie München, unternahm bereits im Studium zahlreiche Reisen, die bis heute oft als Inspiration der eigenen Arbeiten dienen und unterrichtet Kunst am Gymnasium. In ihren kulissenhaften Installationen greift sie die Poesie von Tankstellen, Motelzimmern, Hausschreinen und anderen Orten der Durchreise und des Kurzaufenthaltes auf und sammelt die zahlreichen Eindrücke verschiedener Reisen regelmäßig in analogen und digitalen Skizzenbüchern. Von September 2015 bis September 2017 lebte sie in der portugiesischen Hafenstadt Porto, die neben der Sprache auch viel ästhetischen Input bot und der sie auch weiterhin mit bayerisch-portuensischer „Saudade“ verbunden ist.
 
Dieter Liewerscheidt, Jahrgang 44, aufgewachsen in Düsseldorf. Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie. 1976 Promotion. Liewerscheidts Gedichte sind Versuche einer Wiederaneignung von Sprache. Was stehengeblieben ist, steht kurz vor der Aufhebung, manchmal ist sie selbst zum Thema geworden. Neben literaturwissenschaftlichen Veröffentlichungen erschienen die Gedichtbände Provisorische Gedichte(1979), Vormittags an der Macht(1982), Blank wie Hohn(1994) und Es läuft doch alles. Gedichte 1964-2019(2019). Dieter Liewerscheidt lebt in Mönchengladbach.
 
Florian Schenkel ist Maler/Zeichner, Schriftsteller, Hörspielmacher und Drameladenhersteller, Schauspieler, Trinker, Raucher und ein bisschen Musiker. 2012 gewann er gemeinsam mit Colin Djukic und dem Stück „Beer slowly and pee“ im 10. Internationalen Hörspielwettbewerb des Leipziger Hörspielsommers den Preis für das Beste Langhörspiel.
In Erscheinung trat Schenkel auch als Nachlassverwalter des Literaturprofessors Dr. Peter Blut und als Hälfte des None-Hit-Wonders Die Else Girls ("Pop in der Frisur"). Zusammen mit Thomas Glatz veröffentlichte er unter anderem das Hörspiel "Das Landsberger Johnny Cash Magnettonband-Palimpsest".
Nach längeren Aufenthalten in Berlin und Farchant hat der von der Presse auch „Meister der 153 Stimmen“ betitelte Florian Schenkel nun wieder München als Ort seines künstlerischen und anderweitigen Wirkens gewählt.
 
Hans Atomist Autor und Musiker bei ccmixter. Im XS-Verlag erschien 2015 sein Gedichtband „Von Tieren, Kindern und anderen Grausamkeiten“. Hans Atom lebt in München.
 
Jenny Dam wurde 1984 in Karl-Marx-Stadt geboren und wuchs in einem Eisladen auf. In München und Berlin studierte sie Kommunikationsdesign und Kulturwissenschaft. Als Malerin seit 2004 Beteiligung an zahlreichen Ausstellungen, daneben als Illustratorin und Animationsfilmerin tätig. 2016 Erlernen der Technik der traditionellen Ikonenmalerei bei Abraham Karl Selig. 2019 gemeinsam mit Moritz Liewerscheidt Gründung der Silberstein Produktion für Experimentalfilm, Animation und Gebrauchsgrafik. Jenny Dam lebt in Berlin.
 
Max "Flamingo" Schäffer. Geboren in oberpfälzer Umnachtung, zwischen pokerspielenden Sudetendeutschen und frustrierten Blasmusikanten, geriet Max Schäffer zum Universalquerulanten. Zuerst warf er als Kopf der Kultband „COCKGRINDER“ mit Tiefkühlhähnchen um sich, danach verzog er sich wie alle mehr oder weniger Schwulen gen Hauptstadt. In Berlin geriet er zum faulmündigen Opernkritiker für die Tageszeitungen „junge Welt“ und „Neues Deutschland“. Bei „Theater der Zeit“ beendete man die Zusammenarbeit schnell. In Bayreuth kuschelt er jedes Jahr mit Thomas Gottschalk, zum Staatsempfang des bayerischen Ministerpräsidenten wird er nicht zugelassen. Als „Gacklbruada vo Ingolstadt“ spielt er halbjährlich den fiktiven Kindermörder und leidenschaftlichen Inkontinenzler Manfred Biersack. Er dichtet außerdem, schreibt Rockopern und singt. 
 
Martin Krejci, 1969 geboren in Linz/Oberösterreich, 1969 Übersiedlung nach Bayern. Wächst als Gastarbeiterkind im Gastarbeiterhaus auf, 1975 bis 2002 Schule und Studium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Sauerbruch, 1999 bis 2001 Musterschüler, 2000 Gründung des Instituts für Leistungsabfall und Kontemplation, 2002 versehentliche Entdeckung der Weltformel "µ → 0", seit 2005 Konzeptkünstler und Oberstudienrat, 2010 Mitbegründer des ANTIFUN ARKESTRA, lebt und arbeitet ungern in München.
 
Moritz Liewerscheidt, geb. 1981. Erste Spiel- und Experimentalfilme in der Jugend. Studium der Philosophie und Geschichte in Düsseldorf und der Medienkunst an der KHM in Köln. Seit 2012 freier Filmemacher im Bereich Essayfilm, daneben als Illustrator tätig. Filme, u.a.: Jahrhundertwende(2012), Arménie(2014, mit Hélène Rigny), Andere Gärten – Das ABC des Florian Schenkel(2015, mit Thomas Glatz), 1909(2019). Prix de la Ville de Bois-le-Roi 2015. Beteiligung an diversen Ausstellungen, Screenings und Vorträge auch im universitären Bereich. Aktuelles Filmprojekt ist der Filmzyklus „Im toten Park". Moritz Liewerscheidt lebt in Berlin.
 
Sigi Wiedemann, geboren 1977, Diplombildhauerin, Akademie der Bildenden Künste München, Studium der Freien Kunst, Bildhauerei von 1998-2004, Meisterschülerin bei Olaf Metzel, 2013, Silberschmiedin, 2004-2007, und Kunsttherapeutin (Akademie der Bildenden Künste München) 2008-2010.
Selbstständigkeit seit 1998
 
Steffen Müller, geboren 1974 in Herrsching am Ammersee in eine Hippie-WG mit Übungsraum und Studio im Keller. Immer viel Lärm und Feste und ein Gitarrenlehrer im Haus. Musikstudium am Richard-Strauss-Konservatorium in den Fächern Kontrabass und E-Bass, davor Jazzgitarre an der Jazzschule München e.V. In zahlreichen Bands tätig, derzeit bei Konnexion Balkon (Strassenshow-Pop-Klassik-Mashup), Rudi Zapf's Zapfn'Streich (Volksmusik aus aller Welt), Massel-Tov (Klezmer), Picketts & the Groove Masters (Afro-Beat). Arbeitete und tourte mit Embryo (Ethno-Jazz), sowie dem Film- Fernseh- und Schlagerkomponisten Christian Bruhn. Konzertierte in Italien, Ungarn, Brasilien. 
 
Thomas Glatz, geb. 1970, studierte Soziale Arbeit in Landshut und Bamberg, sowie Bildende Kunst an den Kunstakademien in München und Helsinki bei den Professoren Berger, M&M und Joseph Kosuth. Er arbeitet als Künstler in verschiedenen Bereichen wie Hörspiel, Zeichnung, Konzeptkunst und Literatur. Herr Glatz erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. 2007 das Heinrich-Gartentor-Stipendium des Kulturministers der Schweiz in Bern, 2010 das Arbeitsstipendium für Schriftstellerinnen und Schriftsteller des Freistaats Bayern. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, Ausstellungen und Hörspiele. Seine Gedichtfilme wurden in München bisher noch nie gezeigt.

 

Das Kulturprojekt department of volxvergnuegen führt seit 2005 unterschiedlichste Musik- und Kulturveranstaltungen durch. Im Juli 2007 erfolgte die Gründung des gemeinnützigen Vereins für Musik, Kultur und Medienkunst Mischwald e.V.. Im Mittelpunkt standen anfangs monatliche Musikveranstaltungen mit Hauptaugenmerk auf elektronischer (Tanz-)Musik und Videokunst. Im November 2007 wurde die Veranstaltungsreihe „Lektionen in Kultur“ eingerichtet. Unter einem bewusst weiten und offenen Kulturbegriff finden Ausstellungen, Lesungen, Performances, Konzerte, Hörspielabende, Theateraufführungen, Vortragsreihen und weiteres statt, seit gut 8 Jahren meistens im vereinseigenen Raum iRRland im Münchner Westend. An mittlerweile über 40 Abenden wurden in der Vortragsreihe "Talk is cheap - Pop und die Sozialwissenschaften" popkulturelle Phänomene, ihre gesellschaftlichen und historischen Entstehungsbedingungen sowie Auswirkungen zu erklären versucht. Zusätzlich wurden mit "Feinstaubvergnuegen" und "glok.fest" auch zwei Kultur- und Musikfestivals veranstaltet. Das Projekt arbeitet unkommerziell, und es wird immer Wert auf möglichst niedrige Eintritts- und Getränkepreise gelegt. Die Veranstaltungen im iRRland finden beispielsweise immer bei freiem Eintritt statt. Alle unmittelbar am Projekt Beteiligten arbeiten ehrenamtlich und sämtlicher anfallender Überschuss wird direkt zur Weiterführung des Projekts verwendet.

Gefördert durch den Bezirksausschuss 8

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