Präsentation von Am Erker 68 ("Angst und Schrecken")

 

Liebe Freundinnen und Freunde der Literatur und der Zeitschrift "Am Erker",

am kommenden Freitag, dem 16. Januar, um 20:00 ist es wieder so weit: Die neue, 68. Ausgabe unserer Literaturzeitschrift, die diesmal dem Thema "Angst und Schrecken" gewidmet ist, wird in München vorgestellt, und zwar - wie stets - in der Buchhandlung Kunst- und Textwerk in der Ligsalzstraße 13 im Westend.

 

Eingeladen ist diesmal Imke Müller-Hellmann, die im Herbst im Osburg Verlag das Buch "Verschwunden in Deutschland - Lebensgeschichten von KZ-Opfern. Auf Spurensuche durch Europa" veröffentlicht hat. Darin erzählt sie von ihren Begegnungen mit den Angehörigen von elf Männern, die im Herbst 1944 im ostfriesischen KZ Engerhafe bei Aurich - einer Außenstelle des KZ Neuengamme bei Hamburg - beim Bau des "Friesenwalls" ums Leben gekommen sind. Die Autorin hat diese Familien u.a. in den Niederlanden, in Frankreich, Polen, Dänemark und Lettland besucht, um Biografien zu den Namen der 188 in Engerhafe zu Tode gekommenen Gefangenen zusammenzutragen. So sind Skizzen zu deren Leben bis zur Verschleppung in deutsche Lager entstanden, und zudem wird die Leerstelle greifbar, die ihr Tod in den Familien hinterlassen hat. Besonders berührend wird Imke Müller-Hellmanns in ihrer Lakonie sehr kraftvolle Darstellung dadurch, dass die Autorin die Biografien vor dem Hintergrund des Lebens ihrer Großmutter erzählt, die als junge Frau Augenzeugin der tödlichen Bedingungen war, unter denen die Gefangenen arbeiten mussten, und die vor wenigen Jahren - innig geliebt von ihrer Enkelin - hochbetagt verstorben ist. Der Kontrast dieses erfüllten Lebens mit den elf weit vor der Zeit gewaltsam abgebrochenen Lebensgeschichten gibt Imke Müller-Hellmanns Buch eine literarische Kraft, die bei historischen Darstellungen dieses Themas eher untypisch ist.

 

Die Keimzelle zu ihrem Buch "Verschwunden in Deutschland" ist übrigens das einleitende Kapitel "Engerhafe", das Imke Müller-Hellmann 2007 im 54. Erker zum Thema "Geschichten aus der Provinz" unter dem Titel "Namen in Ostfriesland" als Geschichte veröffentlicht hat und das zugleich ihre erste literarische Publikation war. Wir vom Erker freuen uns, diesem wichtigen Buch damals unwissentlich pränatale Geburtshilfe geleistet zu haben, und sind froh, dass die Autorin ihr Buch nach Stationen in Bremen, Neuengamme, Berlin, Münster und Duisburg nun auch in München vorstellt. Interessant auch, was Imke Müller-Hellmann in einer Folge der BR-Reihe "Nachtlinie" Ende September, über ihr Buch berichtet hat: http://www.ardmediathek.de/tv/Nachtlinie-Bayerisches-Fernsehen/Nachtlinie-Unterwegs-mit-Imke-M%C3%BCller-He/Bayerisches-Fernsehen/Video-Podcast?documentId=23797980&bcastId=5935258


Bisher waren die Erker-Präsentationen kostenlos. Heuer wird erstmals ein Obolus von sechs Euro erhoben, damit die Autorin, die aus Bremen anreist und ihre Recherche-Fahrten aus eigener Tasche bezahlt hat, ihre Mühen durch ein Lesungshonorar vergolten bekommt. Zudem findet die Veranstaltung mit finanzieller Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt statt, und diese Unterstützung hat ein Eintrittsgeld zur Voraussetzung.

 

Ich würde mich freuen, möglichst viele Freunde unserer Erker-Lesungen nächsten Freitag wiederzusehen, und hoffe natürlich auch auf zahlreiche neue Interessenten.

Mit herzlichem Gruß

Andreas Heckmann

Redaktion "Am Erker"

 

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