22.6.25 Talk is cheap #53

Talk is cheap - Pop und die Sozialwissenschaften, Lecture # 53
Siouxsie Sioux - Über die Problematik der moralisch indifferenten weiblichen Selbstermächtigung
(Frauenbilder in Rock und Pop zwischen 1965 und 1985 III)
Sonntag 22.6.25 // 20 Uhr // iRRland 2, Bergmannstr. 4, München
In den späten 1970er-Jahren betritt eine düster inszenierte Frau die von den Ausläufern der Punkbewegung geprägten Bühnen Englands. Dem Umfeld der Provokationsmaschine „Sex Pistols“ entstiegen machen sich Siouxsie Sioux und ihre Banshees auf um neue Pfade in das frisch umgekrempelte Land der Popkultur zu trampeln. Dem Gegenwind, dem eine Frau auf den Jungsspielplätzen von Punk und Postpunk nach wie vor ausgesetzt ist, begegnet Siouxsie mit einer Eskalation von Härte und Dunkelheit – visuell, musikalisch und textlich.
Seit ihrer ersten Veröffentlichung von 1978 widmen sich die Banshees den Schattenseiten der Zivilisationsentwicklung. Siouxsie Sioux stellt sich dabei vorwährend in Bildwelten und Situationen, die von maximaler Ferne zu konventionellen Zuschreibung des Weiblichen geprägt sind. Alles ist recht, was der Selbstermächtigung im männlich geprägten Feindesland dient. Siouxsie zeichnet von Anfang an mit dem groben Strich Welten, in denen die Versprechen der Moderne nicht mehr erfüllt werden. Von Schlachthäusern, Gewalt in der Vorstadt und einer Bürgerlichkeit in der Krise ist da die Rede, von einer schon fast ekelgetriebenen Ablehnung der Mutterschaft, von Psychosen und von Kindern, die ihre Eltern unter Zuhilfenahme von Magie misshandeln. Herrin über dieses Pandemonium ist Siouxsie Sioux, die diese selbst kreierte Dunkelheit als Selbstermächtigungsmoment nutzt.
Es ist ein Oevre, getrieben von dem Bedürfnis sich auf keinen Fall mit dem Platz zufrieden zu geben, den die Jungs von den neuen Spielplätzen ihr „als Frau“ zuweisen wollen und dem Wille zur Überwindung der patriarchalen Strukturen, die auch im Punk und Postpunk noch eingeschrieben war.
Die Vortragsreihe Talk is cheap - Pop und die Sozialwissenschaften widmet sich popkulturellen Phänomenen und spiegelt Aussagen, Haltung und Ästhetik an den soziologischen und politischen Problemstellungen der Gegenwart. Worum ging es und geht es den Akteur*innen? Was kann man aus geschichtlicher, philosophischer oder soziologischer Sicht aus den Äußerungsformen einer Band, einer Regisseur*in oder einer Künstler*in mitnehmen? Nach einem Einstiegsvortrag durchsetzt mit Sound- oder Bildbeispielen runden hoffentlich lebhafte Diskussionen mit Kaltgetränken die Veranstaltungen ab.
Das iRRland2 ist ein selbstverwalteter Kunst- und Kulturraum im Münchner Westend, das maßgeblich durch Spenden getragen wird. hier finden Diksussionsabende, Ausstellungen, kleine Konzerte uvm statt.