Die wilde Ehe zwischen Pop und Politik scheint sich in den letzten 15 Jahren merklich abgekühlt zu haben. Nichtsdestotrotz ist Pop die relevante künstlerische Äußerungsform im öffentlichen Raum. Worum ging es und geht es den Akteuren? Was kann man aus geschichtlicher, philosophischer oder soziologischer Sicht aus den Äußerungsformen einer Band oder eines Künstlers/einer Künstlerin mitnehmen? Nach einem Einstiegsvortrag durchsetzt mit Soundbeispielen runden hoffentlich lebhafte Diskussionen mit Kaltgetränken die Veranstaltungen ab.
Laibach – die totalitären Effekte der Popkultur
(Referent: Matthias Hofmann)
Bild: Gruppe LAIBACH – www.laibach.org
Seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts manifestiert sich Popmusik als eine spezifische kulturelle Äußerungsform von und für Jugendliche und junge Erwachsene in den westlichen Industriestaaten. Trotz eines weltweiten Siegeszuges der verschiedenen Spielarten dieser Art von Musik, blieben international die USA und Großbritannien prägend. Ihre Akteure bestimmen die weltweite Rezeption dessen, was Popmusik ist.
Eine der wenigen Bands aus den Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts, denen es gelang dieses Phänomen zu unterlaufen, ist die slowenische Gruppe Laibach. Mitte der achtziger Jahre in einem Kunstkontext entstanden, entwickelten sie einen ganz eigenen Stil und setzten Themenschwerpunkte, die sich von denen ihrer westlichen Kollegen unterschieden.
Die performative Reflexion totalitärer Effekte prägte weite Phasen ihres Schaffens und sorgte in den neunziger Jahren für Kontroversen, deren Argumentationsfiguren nachgegangen werden soll.
So. 05.03.17, 20 Uhr
Macht kaputt was Euch kaputt macht - Die Lust am Untergang vom Futurismus bis Punk
(Referent: Thomas Mayer)
Der popkulturellen Entwicklung war von Anfang an ein ambivalentes Verhältnis zur Zukunft eingeschrieben. Positionierten sich die Musiker und Bands der fünfziger Jahre noch als ein Phänomen von Vergangenheit, als das absolut neue, das nichts weniger sein konnte und wollte als die Repräsentation einer jungen Generation, zeigten sich schon wenige Jahrzehnte später Tendenzen der Historisierung und Selbstreferentialität.
In den einzelnen Bewegungen innerhalb der popkulturellen Entwicklung wurde das Phänomen „Zukunft“ und was davon zu erwarten ist denn auch höchst unterschiedlich bearbeitet. Die grundlegenden Pole stellten dabei der affirmative Zugang des Futurismus und die dekonstruktivistische Kritik von Dada dar. Beide Ausrichtungen finden sich in den Produktionen der letzten 30 Jahre, was sich an Punkproduktionen genauso zeigen lässt wie an den Veröffentlichungen des Berliner Labels Digital Hardcore Recordings Recordings oder der Haltung der Musiker des Folk-Revivals.
Fr. 14.04.17, 20 Uhr
Wiener Walzer, Swing und „Stille Tage“ - Vom Tanz und Tanzverbot
Im Licht der kürzlichen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die das in Bayern bisher übliche ausnahmslose Verbot von Musikdarbietungen und Unterhaltungsveranstaltungen an sogenannten "Stillen Tagen" als unverhältnismäßig bezeichnet, widmet sich unsere Veranstaltungsreihe an diesem Tag dem Tanzverbot in Geschichte und Gegenwart sowie dem Ausdruck von Religion und Religionskritik in der Popmusik.