3. bis 5. Mai 2019 Ausstellung von Carolin Wenzel

Carolin Wenzel: room for desert 

Fahrtenbücher und F.Luxus "o turbante"

 

3. bis 5. Mai 2019, täglich ab 18h

 

3. Mai 2019 20h Vernissage

4. Mai 2019 20h Performance F.Luxus "o turbante" mit musikalischer Begleitung von Rui Santos

5. Mai 2019 20h Finissage

 

iRRland, Bergmannstraße 8, München

 

 

 

Ein Deutscher in der Wüste ist einfach immer und ausnahmslos der größte Depp, den man sich vorstellen kann. (Und nicht nur da, aber das würde jetzt zu weit führen)

 

Schreibt sich eine mitteljunge, mittelvernünftige Mitteleuropäerin in ihr Notizbuch und stürzt die Erkenntnis mit einer Plörre von thé à la menthe herunter, die jeder Beschreibung spottet. Wahrscheinlich ist so mal die Idee für Pfeffi entstanden.

 

Selbst wenn er sich für besonders weitsichtig hält, weil er sich eben keinen Turban hat aufbinden lassen, der sich mit dem von lachs-, langsam ins hummerfarbene wandernden Gesichtsteint beisst und selten mit den Sonnencreme-Rückständen harmoniert.

Selbst wenn er darauf also verzichtet hat, dann hat er immer noch die praktischen beigefarbenen Zip-Hosen (Das Beige hat er sich beim Tuareg abgeschaut, wegen der Sonne und so) und die Tropen-Weste an, alles Sahara - tauglich (das erkennt gleich man an der eingestickten Aufschrift arctic crestview neben der Brusttasche), ganz zu schweigen von den Schuhen.

 

Da schau ich ja schon gar nicht mehr hin.

 

Und auch wenn sie selbst stilsicher und inkognito auf die ganzen functional fashion - Sünden verzichtet und sich bei ihrer Reisegarderobe von einer Mischung aus dem letztjährigen Gauklerball-Motto „Wildes Kurdistan“ und der Kleopatra aus Albert Uderzos Feder (Die mit dem miesen Charakter und der schönen Nase, siehe Asterix und Kleopatra) inspirieren ließ, ja selbst dann ist sie immer noch ein Jammerlappen par excellence.

 

Weil das Leitungswasser kannse nicht trinken, die Augen vom „tête de mouton“, dem gegrillten Schafskopf, pultse raus (Rosinenpuler*innen kann ich schon nicht leiden), den Tee willse ohne Zucker (ratloses am-Kopf-Kratzen vom Gegenüber, das die Bestellung aufzunehmen versucht), tagsüber kriegtse einen Sonnenbrand oder Sonnenstich und nachts friertse dann schlotternd, ohne Wein kannse nicht einschlafen und ohne Schnaps nicht verdauen.

 

Das hektische Zücken der Sagrotantücher verrät die Ortsunkundige auf der Suche nach einer Bedürfnisanstalt, und wenn mal kein Klopapier oder Wasserhahn oder Spülung oder alles drei dann heultse fast.

 

Ständig willse wissen, ob das jetzt ein Kamel oder ein Dromedar ist und wieso denn jetzt Kamel wo des doch nur einen Höcker und so weiter.

 

Das Essen findse entweder zu scharf, zu süß, zu ölig und vom auf der laschen Matte schlafen hatse Kreuzweh.

 

Und wenn ausnahmsweise mal ein Moskito auftaucht, dann sticht der natürlich ausschließlich sie, dafür aber dann gründlich.

 

Im sogenannten „Tuareg-Shop hängt das leicht vergilbte Foto eines glutäugigen jungen Mannes, dessen hoch aufgetürmter Turban Mund und Nase fast vollständig bedeckt. Darunter steht auf spanisch „Tú tienes el dinero, nosotros tenemos el tiempo“ („Du hast das Geld, wir die Zeit“) .

 

Darunter sitze ich schwitzend in der Berber – Lounge - ähnlichen Situation auf einem für meinen Geschmack etwas rauhen Kelim-Kissen - gespannt darauf, welchen Abdruck dies wohl auf meinem Po hinterlassen wird-, trage mein Feinripp-Unterhemd mit der Aufschrift „Wer Urlaub braucht, lebt verkehrt“ und kratze mich an den zahlreichen Mückenstichen am linken Handgelenk unter den drei Armbanduhren.

 

Ich bin gerade dabei, den spanischen Sinnspruch in den Google-Translator einzugeben, da muss ich an die Unterrichtsstunde am Freitag vor den Ferien denken: Ein Schüler fragte mich, weshalb ich denn gleich drei Uhren trage, worauf ich ihm ebenso weise wie gönnerhaft antwortete:

Damit die Zeit schneller vergeht, mein Kind.“

 

Als ich wieder sanft über den Translator streiche, als sei er eine Wunderlampe, steht da: Möglicherweise seid ihr auf dem Holzweg.

 

 

Vom 3.-5. Mai sehen Sie im iRRland eine „Fahrtenbuch- Retrospektive“ in Form einer Auswahl von Reise-Skizzenbüchern, die die Künstlerin seit über 15 Jahren führt und die in zahlreichen fernen und exotischen Gefilden wie Marokko, Japan, USA, Russland, Israel, Ukraine, Georgien, Armenien, Ägypten, Jordanien, Niederbayern usw. entstanden sind.

 

Die aktuellsten Aufzeichnungen entstanden vorwiegend in wüstenähnlicher Umgebung.

 

In diesen sogenannten Desertationen werden die häufig von gefräßigem Wahn genährten Appropriationen des Orientalismus des 19. Jahrhunderts und deren Einfluss auf den zeitgenössischen Irrsinn der Urheberin ausgelotet.

 

Bei der Midissage am Samstag, den 4.5. um 20h gibt es ausserdem die F.Luxusaktion el turbante“ zu sehen, die musikalisch begleitet wird.

 

Dazu reichen wir, um Ihnen den Aufenthalt so zauberhaft wie möglich zu gestalten, teeähnliche Aufgussgetränke mit Zuckeraustauschstoffen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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