So. 28.1.24 - Ohne Denken ist's auch blöd - eine philosophische Abendgestaltung
Vortrag von Bernd Mayerhofer: Was hat uns die Kritische Theorie heute noch zu sagen?
So. 28.1.24, 20 Uhr, iRRland2, Bergmannstraße 4, 80339 München
Ohne denken geht‘s nicht; denken alleine reicht freilich nicht aus, die globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen (Stichwort: Klimawandel), zu bewältigen. Praxis tut not, Praxis in jenem emphatischen Sinne, den Karl Marx diesem Wort verliehen hat: eingreifende, Gesellschaft und Ökonomie radikal verändernde Praxis. Diese Praxis – die keineswegs mit politischem Handeln identisch ist, sondern vielmehr als eine Art globale Kulturrevolution verstanden werden muss, eine Revolution also, die tief in die kognitiven Strukturen und die Triebökonomie der Subjekte hineinreicht – steht aus, und nichts deutet darauf hin, dass sie in absehbarer Zeit stattfinden wird.
Warum sie nicht stattfindet, warum alles so bleibt, wie es ist, obgleich (fast) alles sich ändern müsste, damit es besser wird, diese Frage haben sich in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bereits die als Frankfurter Schule bekannt gewordenen Vertreter der Kritischen Theorie gestellt und in den Folgejahrzehnten eine Vielzahl von – durchaus widersprüchlichen – Antworten und Ansätzen vorgelegt, an die heute sich anschließen ließe. Vor allem haben sie eindrucksvoll und gleichsam exemplarisch vorgeführt, wie trotz verstellter Praxis auch in einer versteinerten Welt das Andere noch gedacht werden kann, anders gedacht werden kann, ja überhaupt und recht eigentlich gedacht werden kann.
Der Vortrag will dieses gleichermaßen (vernunft-)kritische wie kritisch-vernünftige und zugleich ungemein sensorische Denken, das sich selbst mit fortschreitender Dauer als einzig noch mögliche Form von Praxis verstanden, gewiss teilweise auch missverstanden hat, nicht darstellen, sondern vorführen, und zwar in Gestalt einer Zitate-Reise, die die Autoren selber zu Wort kommen lässt. Dahinter steht die Überzeugung, dass die Kritische Theorie, anders als die von Max Horkheimer so genannten traditionellen Theorien, die von den Einzelwissenschaften produziert werden, nicht einfach referiert oder gar angewandt werden kann, sondern ständig neu erfunden werden muss. Eben dies gehört zum eigentümlichen, eigentümlich dialektischen Bewegungsstil eines Denkens, das vielleicht nicht aktuell, gleichwohl durchaus an der Zeit ist. Diesen Stil gilt es kenntlich zu machen.