März/April/Mai 2019 - Talk is cheap (14. Staffel)

Talk is cheap - Pop und die Sozialwissenschaften

Vortragsreihe | Diskussionen

 

hosted by Friktionen -Beiträge zu Politik und Gegenwartskultur & dept. of volxvergnuegen
 
 

iRRland, Bergmannstr. 8, Mchn.

jeweils um 20 Uhr | Eintritt frei

 

Die wilde Ehe zwischen Pop und Politik scheint sich in den letzten 20 Jahren merklich abgekühlt zu haben. Nichtsdestotrotz ist Pop die relevante künstlerische Äußerungsform im öffentlichen Raum. Worum ging es und geht es den Akteur*innen? Was kann man aus geschichtlicher, philosophischer oder soziologischer Sicht aus den Äußerungsformen einer Band, eines Regisseurs/einer Regisseurin oder eines Künstlers/einer Künstlerin mitnehmen? Nach einem Einstiegsvortrag durchsetzt mit Sound- oder Bildbeispielen runden hoffentlich lebhafte Diskussionen mit Kaltgetränken die Veranstaltungen ab.


Talk may be cheap – but is necessary to get an idea about the world.

 

 

Die Themen und Termine der 14. Staffel:   
 
 
 
 

So 24.3.19 - 20h 

Matthew Herbert – die explizit politische Seite der IDM (Thomas Mayer)

 

Matthew Herbert begann 1994 unter verschiedenen Pseudonymen (Wishmountain, Radioboy, Doctor Rockit, Herbert) elektronische Musik zu veröffentlichen. Er war dann schnell eine Größe in der Indie-Elektronik-Szene und ein gefragter Remixer.

 

Neben elektronischer Musik begann er ab 2003 auch mit der Matthew Herbert Big Band aufzutreten.

2005 machte er mit seinem Personal Contract for the Composition of Music (Incorporating the Manifest of Mistakes) auf sich aufmerksam. In diesem Manifest legt er Regeln für seinen Produktionsweise fest, die unter anderem einen kompletten Verzicht auf vorgefertigte Samples und Synthesizer-Presets, sowie die Offenlegung aller verwendeten Klangquellen beinhaltet.

 

Auch wenn seine Musik überwiegend rein instrumental ist, zeigt sich immer eine politische Haltung, weil die verwendeten und ausgewiesenen Samples eine Aussage für sich treffen, sei es beim Album Tesco, das sich mit dem Sortiment der gleichnamigen Supermarktkette beschäftigt, oder The End of Silence, wo er die Tonaufnahme eines überlebenden Journalisten nach einem Drohnenangriff im Irak verarbeitet.

 

Zeitgleich zum Auslaufen der Frist für die Brexit-Verhandlungen am 29.03. wird sein nächstes Album erscheinen, ein Projekt mit anderen Musikern aus der EU, Brexit Big Band. Anlass für uns, einen Blick auf sein Werk zu werfen.

 

 

So 14.4.19 - 20h

The Gun Club – Die verfrühte Rückkehr des Blues im Independent der 80er Jahre (Matthias Hofmann)

 
Aus dem Dunst der Punkszene in Los Angeles formiert sich 1980 der Gun Club um Sänger und Gitarristen Jeffrey Lee Pierce. Ihr Debütalbum „Fire of Love“ mischt den Hang von Pierce zu altem Blues und Country mit dem Zerstörungswillen des Punk und legt einen zu ihrer Zeit wenig beachteten Grundstein zu einer später im Alternative vollzogenen Hinwendung zu „alten“ amerikanischen Musikformen, wie sie sich bei den White Stripes oder The Kills finden.
 
In einer Suchbewegung zwischen Revolte und Rückbesinnung entstehen um den Exzentriker Pierce bis 1993 6 Alben, die die Band in die Rezeptionsgeschichte vieler Mitmusiker im Independent einlassen ohne je Breitenwirkung zu erzielen. Die Spur des Gun Club wird eingewoben in die Arbeit anderer und prägt dort Ausdruckformen, die noch immer gespeiste Seitenarme der Popkulturentwicklung darstellen.
 

 

 

So 12.5.19 - 20h

Wir sind die Borg: Star Trek und (Post-)Humanismus (Lisa Meinecke)


Der Weltraum. Unendliche Weiten. Gene Roddenberrys Star Trek ist mit mitlerweile sechs Fernsehserien und 13 Kinofilmen zweifellos eine der erfolgreichsten Utopien, die die amerikanische Populärkultur hervorgebracht hat. Das multimediale Franchise stützt sich offen auf einen grundsätzlichen liberalen Humanismus und die philosophischen Ideale der Aufklärung: Menschen teilen hier nicht nur universelle kulturelle Eigenschaften und Werte, sondern werden auch als im Grunde ihres Wesens gerecht und moralisch gut dargestellt. In Star Trek’s Zukunftsvision hat die Menschheit als Ganzes alle sozialen und politischen Problematiken überwunden, sei es Gewalt, Gier oder Kapitalismus, und dringt nun, angetrieben von Neugier und dem Bedürfnis, sich zu verbessern, in die sprichwörtlich gewordenen Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. 

 

Wir werden uns im Besonderen mit der Darstellung des posthumanen Anderen beschäftigen, das Star Trek erlaubt, dieses Motiv des “guten Menschen” auf unterschiedliche Weise zu problematisieren. Der Androide Data strebt beispielsweise danach, ein Mensch zu werden, um besser in sein soziales Umfeld zu passen, und ermöglicht uns so, uns zwischen Mensch und Maschine den Grenzen des Humanismus zu nähern. Sein Bruder Lore verpflichtet sich im Gegensatz dazu ausdrücklich nicht den anthropozentrischen Idealen der Föderation; da der Androide körperlich und logisch überlegen ist, wird die Legitimität des universalen Humanismus in Frage gestellt. Schließlich bietet das monsterhafte Borg Kollektiv das Gegenstück zur grundlegenden Ideologie von Star Trek: die Borg sind eine alles verschlingende, ahistorische Schwarm-Intelligenz, die jede individuelle Identität in sich auflöst. 

 

Dieser Vortrag führt anhand von Star Trek in den kritischen Posthumanismus ein und stellt diese Narrative in einen breiteren kulturhistorischen Kontext.  

 

 

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